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Rated: E · Other · Comedy · #2097036
Eine moderne und komödische Neufassung des ersten Kapitels von Kafkas "Die Verwandlung"
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich zu einem ungeheuer breiten Kanacken verwandelt. Er lag auf seinem muskulösen und haarigen Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen behaarten, von Muskelfasern geteilten Bauch, auf dem sich die Bettdecke kaum noch halten konnte. Seine braunen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Diskopumper-Beine, flimmerten ihm hilflos vor den Augen.
„Was ist mit mir geschehen?“, dachte er. Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines deutsches Zimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden. (...)
“Wie wäre es denn, wenn ich noch ein wenig weiterschliefe und alle Narrheiten vergäße”, dachte er, aber das war gänzlich undurchführbar, denn er war gewöhnt, auf der rechten Seite zu schlafen, konnte sich aber in seinem gegenwärtigen Zustand nicht in diese Lage bringen. Trotz der immensen Kraft, die er besaß, blockierte sein unglaublich breiter Latissimus jeglichen Versuch, sich auf die Rechte Seite zu drehen. (...) Früh aufstehen, was für eine Scheiße. Der Mensch muss seinen Schlaf haben. (...) Nicht mehr lang und ich hab genug Geld, um die Schulden meiner Eltern bei diesem Hund von einem Chef zu bezahlen. Aber dazu muss ich jetzt erstmal aufstehen, mein Zug kommt um fünf.
Und er schaute auf sein Handy, dass neben ihm lag: es war schon fast viertel vor sieben. Wie hatte er denn verschlafen? Sein Wecker App war bis jetzt immer zuverlässig gewesen, sie hatte sogar geklingelt. Aber den Wecker verschlafen zu haben, das zeugte von einem sehr festen Schlaf, etwas, das Akhmed in seinem Leben als Reisender fremd blieb. Der nächste Zug käme in 20 Minuten, und zum sich beeilen war er jetzt zu faul. Selbst wenn er den Zug kriegen würde, der Chef wusste längst, dass Akhmed sich stark verspätet hatte. Da er in den letzten fünf Jahren nie krank war, käme es auch etwas seltsam, wenn er sich jetzt krank melden würde. Obwohl er sich tatsächlich etwas krank fühlte, und einen gewaltigen Hunger besaß.
“Gregor”, seine Mutter klopfte an die Tür- “ es ist fast sieben, wolltest du nicht los ? “ - “Ja ja danke Mama, ich steh schon auf”.
Als Akhmed seine antwortende Stimme hörte, erschrak er. Sie war ungewöhnlich tief und ein sehr stark ausgeprägter Akzent machten seine Worte fast unverständlich.
“Gregor, Gregor! “ rief sein Vater. “Was los?” “Gregor! Gregor!” rief sein Vater erneut.
Von der Seitentür her flüsterte seine Schwester: “Gregor, alles ok? Brauchst du was? “ “ Chillt mal jetzt alle, bin schon fertig amena”
“Gregor ich schwöre, du machst jetzt auf” sagte die Schwester nochmal.
Gut, dass ich die Türen immer abschließe, dachte sich Akhmed. Aber jetzt musste er ersteinmal aufstehen und sich anziehen, sonst läuft an dem Tag garnichts. Seine veränderte Stimme war bestimmt nur ein Anzeichen auf eine Erkältung oder Ähnliches.
Bewegende abzuwerfen war das Einfachste: er brauchte nur seine massigen Muskeln anspannen und schon fiel sie von ihm ab. Aber weiterhin wurde es schwieriger, besonders weil er so ungemein breit war.
Da seine Beine zu schwach waren, musste Akhmed sich mit seinen Armen versuchen aus dem Bett zu drücken. Trotz seiner dünnen Beine, war die untere Partie seines Körpers doch die am schwersten zu Bewegende. Jetzt erst fiel ihm auf, dass seine sonst sehr lockeren Boxershorts ungemein eng saßen, was das ganze nochmal erschwerte.
Schließlich schaffte er es, sich auf die Seite zu drehen, aber ganz aufstehen konnte er noch nicht. Dann bemerkte Akhmed durch Zufall wie einfach es war seinen massigen Oberkörper nur mithilfe seiner Bauchmuskeln aufzurichten. So saß er nun im Bett als er das klingeln an der Tür hörte: Es war der Prokurist, der Akhmeds Versäumnis auf den Grund kommen wollte. Aber warum direkt er, warum musste der Chef direkt auf Kacke hauen und den Prokuristen schicken? Jetzt wollte er aufstehen, doch kaum hatte er sich vom Bett erhoben, brach er auch schon zusammen. Hätte sein drittes Bein den Aufprall nicht gedämpft, so hätte die schiere Masse seines Körpers den Boden zum Beben gebracht.
“Da drin ist was gefallen” sagte der Prokurist und näherte sich der Tür.
Aus dem Zimmer seiner Schwester kam wieder ein Flüstern:” Gregor, der Businessüberwacher ist da”
“Ich weiß amena”.
“ Gregor, der Prokurist ist da und will wissen, warum du den frühen Zug verpasst hast. Er will persönlich mit dir reden, also mach auf.” sagte der Vater. “Guten Morgen, Herr Samsa” rief der Prokurist freundlich dazu. Die Mutter kam dazwischen und sagte: “Ihm geht es nicht gut, glauben sie mir, sonst würde er doch niemals einen Zug verpassen. Über mehr als Business denkt er garnicht nach, er hat garkeine Hobbies und macht auch sonst nichts. Aber ich bin froh, dass sie da sind, jetzt macht er endlich die Tür auf.”
“Ich komm ja gleich”, sagte Akhmed langsam.
“Ich glaube auch, dass er nicht ganz gesund ist, aber das leben ist halt kein Ponyhof und in diesem Milieu ist eine kleine Erkältung kein Grund, nicht zu arbeiten. “
“Kann er jetzt rein?” fragte der Vater ungeduldig - “Nein”, pesste Akhmed hervor.
Aus dem Nebenzimmer hörte er seine Schwester weinen. Warum weinte sie jetzt? Was sollte die Scheiße ?
“Grete”, flüsterte er ihr zu, “ heul leise.”
Während Akhmed noch auf dem Boden kniete, fing der Prokurist zu meckern an: “Herr Samsa, was ist denn los? Sie machen hier unnötig Probleme, antworten nur mit Ja und Nein, verpassen ihre beruflichen Pflichten und verschwenden dazu noch meine Zeit. Schon seit längerem geht ihre Leistung zurück und das geht garnicht. Eigentlich wollte ich das nur ihnen sagen, aber so wie sie sich aufführen sollen alle es mithören!”
“Ey chill Prokurist, ich mach ja jetzt auf. Ein bisschen Schwindel und so, das alles, ist aber jetzt Alhamdulillah alles weg und mir geht gut. Warten sie ganz kurz und beruhigen sie sich. Das mein Business schlecht ist, ist ein Lüge, ich hab Beweise. Ich komm jetzt selber Geschäft und geh selber Chef und sag dem was los!”
Mühsam schleppte Akhmed sich nun in Richtung Tür, seine starken Arme ersetzten nun so ziemlich seine Beine.
“Haben sie auch nur ein einziges Wort davon verstanden? Was ist los mit ihm, will er uns jetzt auch noch verarschen?”
“Er ist krank, schwer krank! Grete! Wähl die Notrufnummer, Gregor braucht einen Arzt ! Hast du gehört, was er gesagt hat?” schrie die Mutter panisch - “Das war die Stimme eines Kanacken”, sagte der Prokurist auffallend leise.
“Anna, ruf den Schlüsseldienst!” befahl der Vater dem Dienstmädchen.
Grete und Anna liefen jetzt beide zu ihren Handys, die eine wählte den Notruf und die andere rief den Schlüsseldienst an.
Als Akhmed das hörte, war er beruhigt und voller Hoffnung, dass der Schlüsseldienst und die Sanitäter ihm helfen würden.
Er räusperte sich einmal, um seine Stimme so klar wie möglich klingen zu lassen. Doch der tiefe Bass, den er dabei zwangsweise erzeugte, ließen ihn aufhören.
Akhmed war nun ganz nah an die Tür herangekrochen und warf sich gegen sie, um sich an die Klinke zu kommen. Als er sich daran machte, den Schlüssel zu drehen, verbog er diesen stark und schnitt sich beim zurückbiegen in den Daumen.
“Hört Leute, er macht die Tür auf” rief der Prokurist den anderen zu.
Endlich knackte das Schloss und Akhmed konnte die Tür öffnen.
Mehr als ein “Oh Scheiße, saß zur Hölle…?!” brachte der Prokurist nicht zustande, als er Akhmed sah. Seinen Eltern stand der Schock ins Gesicht geschrieben, der Vater stand in Kampfstellung da.
Akhmed fing an zu sprechen:
“Guckst du, ich mach anziehen und packen und alles und dann ich geh Bahnhof und fahre los. Ich nix stur oder so, ich liebe diese Job.” Langsam aber sicher begann der Prokurist in Richtung Wohnungstür zu gehen. “Machen sie kein Sorge, ich arbeite so gut wie geht weil ich hab Probleme und brauch den Geld. Guckst du, weißt du selber ich nix viel Geld und Job ist hart und Leben ist hart. Warum gehen sie jetzt Prokurist, was los ?”
Der Prokurist hatte sich schon umgedreht und verließ die Wohnung und das ganze Gebäude so schnell wie es ihm möglich war. Akhmed wollte ihn aufhalten und zwängte sich aus seinem Zimmer um ihm zu folgen, aber seine Mutter fing daraufhin an, um Hilfe zu schreien und versteckte sich hinter dem Vater. Dieser jagte Akhmed, erst leise und bedächtig, aber dann hektisch und laut mit rassistischen Parolen und Spucken in sein Zimmer. Als dieser dann aufgrund seines breiten Körpers im Rahmen stecken blieb, gab ihm der Vater einen heftigen Tritt in den untrainierten Hintern, sodass Akhmed in Bauchlage in der Mitte seines Zimmers lag. Sein Steißbein schmerzte stark und hier und da waren Büschel von Haaren gewaltsam herausgerissen und die Wunden bluteten.
Akhmed drehte sich mit Hilfe seines dritten Beins zur Seite und blieb dann dort liegen. Alles war ruhig.

By Ibrahim Amr

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