Mein Name ist Luisa, ich bin 16 Jahre alt und besuche die 10. Klasse einer Mittelschule. Eigentlich sollte ich mich freuen, denn bald steht unsere Abschlussfahrt nach London an – eine Reise, auf die alle seit Monaten hinfiebern. Aber ich kann mich nicht wirklich darauf freuen. Denn ich habe ein Problem, das mich seit Jahren begleitet und von dem fast niemand weiß: Ich bin noch Bettnässerin und muss nachts Windeln tragen.
Die Angst, dass jemand auf der Fahrt mein Geheimnis entdeckt, ist riesig. Ich stelle mir vor, wie meine Klassenkameraden über mich lachen, wie sich das Gerücht verbreitet und ich zum Gespött der ganzen Schule werde. Nur meine beiden besten Freundinnen, Marie und Valerie, wissen Bescheid. Und sie sind es auch, die nicht müde werden, mich zu überreden, doch mitzufahren.
„Luisa, das wird so eine coole Reise! Wir teilen uns ein Zimmer, niemand außer uns beiden wird es wissen!“, versucht Marie mich aufzumuntern.
„Genau“, stimmt Valerie zu. „Wir helfen dir, das zu verbergen. Und mal ehrlich – du kannst doch nicht wegen so einer blöden Angst die Abschlussfahrt verpassen! Das wirst du ewig bereuen.“
Ich beiße mir auf die Lippe. Ich weiß, sie haben recht. Aber was, wenn etwas schiefgeht? Was, wenn jemand die Windeln in meinem Koffer entdeckt oder wenn ich sie nachts wechseln muss und jemand mich hört?
„Ich weiß nicht…“, murmele ich.
Marie verdreht die Augen. „Wir haben doch schon alles durchgeplant! Du packst die Windeln in eine extra Tasche, die wir in unseren Koffer legen, und wenn du sie brauchst, gehen wir einfach gemeinsam ins Bad. Keiner wird was merken.“
„Und selbst wenn“, ergänzt Valerie sanft, „dann ist das doch nichts, wofür du dich schämen musst. Es gibt Schlimmeres.“
Ich seufze. So einfach, wie die beiden es klingen lassen, ist es für mich nicht. Aber tief in mir drin will ich ja mitfahren. Ich will London sehen, mit meinen Freunden Spaß haben und nicht als Einzige zurückbleiben.
Die Tage vergehen, und meine Entscheidung rückt immer näher. Immer wieder frage ich mich, ob ich das Risiko eingehen soll. Doch dann sehe ich meine Freundinnen, wie sie voller Vorfreude über unsere Pläne sprechen – über den Besuch im London Eye, die Shoppingtour in der Oxford Street und die Bootsfahrt auf der Themse. Will ich mir das wirklich entgehen lassen?
Am Abend vor der Abfahrt sitze ich mit meiner Mutter am Küchentisch. Sie weiß natürlich von meinem Problem, und ich sehe die Sorge in ihren Augen. „Bist du sicher, dass du das möchtest?“, fragt sie sanft.
Ich atme tief durch. „Ja. Ich will mitfahren.“
Meine Mutter lächelt. „Dann packen wir gemeinsam deinen Koffer. Wir finden eine Lösung, damit du dich sicher fühlst.“
Und so sitze ich am nächsten Morgen, mit meinem Koffer in der Hand, am Busbahnhof. Mein Herz klopft wild, aber Marie und Valerie stehen neben mir und lachen. Ich bin nervös – aber ich bin bereit. London, ich komme!