Mia saß lange im Bad, während draußen das Leben ungerührt weiterging. Das leise Klappern von Geschirr drang aus der Küche, das Brummen der Heizung legte sich wie eine ferne Decke über ihre Gedanken. Sie spürte noch immer die Wärme des Wassers auf ihrer Haut, aber innerlich war alles kalt und leer.
Sie wusste nicht, was schlimmer war – dass ihre Mutter alles gesehen hatte oder dass sie es ihr nicht hatte verheimlichen können.
Ein Zittern ging durch sie. Das Geräusch der abgezogenen Bettlaken hatte sich in ihr Ohr gebrannt, wie ein Beweis ihrer Niederlage.
„Mit vierzehn“, dachte sie bitter. „Wie kann so etwas noch passieren?“
Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie zusammenzucken.
„Mia?“, kam die Stimme ihrer Mutter. Ruhig, sanft, aber mit diesem unterschwelligen Ton, der nichts übersah.
„Ich hab frische Bettwäsche draufgemacht. Und… ich hab deine Lieblingsjeans rausgelegt. Willst du runterkommen und was frühstücken?“
Mia schwieg. Die Worte blieben stecken.
„Ich komm gleich“, murmelte sie schließlich, so leise, dass es kaum zu hören war.
Ihre Mutter wartete einen Moment, dann hörte Mia ihre Schritte sich entfernen.
Erst da wagte sie, aufzustehen. Der Spiegel zeigte ein bleiches, verlegenes Gesicht, die Augen gerötet. Sie wirkte plötzlich jünger, verletzlicher.
„Es war nur ein Unfall“, flüsterte sie zu sich selbst. Aber das half nicht viel.
Beim Anziehen der Jeans zitterten ihre Finger. Jeder Handgriff fühlte sich falsch an – zu bewusst, zu mechanisch. Und doch zwang sie sich, weiterzumachen. Schritt für Schritt. Raus aus der Scham, hinein in den Tag.
Als sie in die Küche kam, stand ein Teller mit Toast und Honig auf dem Tisch. Ihre Mutter lächelte, ohne etwas zu sagen. Es war dieses Lächeln, das nicht fragte, nicht erklärte – einfach nur da war.
Mia setzte sich, nahm einen Bissen, und plötzlich spürte sie, wie sich ein Knoten in ihr löste. Nicht ganz, aber ein wenig.
Vielleicht, dachte sie, war das Schlimmste gar nicht, dass ihre Mutter es erfahren hatte – sondern, dass sie selbst es nicht ertragen konnte, schwach zu sein.
Draußen fuhr der Bus vorbei, ohne auf sie zu warten. Ihre Mutter stellte den Teller mit Rührei vor sie hin.
„Bleib heute zu Hause“, sagte sie nur.
Und Mia nickte, mit einem vorsichtigen, dankbaren Lächeln.  indicates the next chapter needs to be written. |
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