Nach der Trauung kehrten die Gäste allmählich ins Hotel zurück. Die Stimmung war ausgelassen, und überall hörte man Lachen und Gespräche. Anna hielt sich etwas abseits, immer noch unsicher und verlegen in ihrer neuen Rolle. Sie versuchte, die peinlichen Momente hinter sich zu lassen und den Tag zu genießen.
Kaum im Hotel angekommen, wurden Anna und die anderen Blumenmädchen sowie weitere Kinder der Gäste von Maria, einer guten Freundin der Familie, und einer Angehörigen des Bräutigams zu den Toiletten gebracht. „Kommt, Kinder“, rief Maria. „Lasst uns sicherstellen, dass alle noch einmal auf die Toilette gehen, bevor die Feier richtig beginnt.“
Anna folgte den anderen zögernd. Während der Trauung hatte sie zur Sicherheit eine Einlage getragen, die nun aber nass war. Sie fühlte sich unwohl und wusste, dass sie dringend eine neue brauchte.
In der Toilette half Maria den jüngeren Mädchen, während die ältere Frau die anderen Kinder im Blick behielt. Anna zögerte, sich Maria anzuvertrauen, aber schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen. „Tante Maria, ich... ich brauche eine neue Einlage“, sagte sie leise und hoffte, dass niemand sie hören würde.
Maria schaute sie mitfühlend an und nickte. „Natürlich, Liebes. Lass mich mal sehen, was wir hier haben.“ Sie durchsuchte die Taschen, aber es waren nur noch Windeln für die jüngeren Kinder vorhanden. Nach kurzem Überlegen wandte sich Maria an die andere Frau. „Hast du vielleicht eine Einlage für Anna?“
Die Frau schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Aber vielleicht können wir eine der Windeln nehmen, die wir für Notfälle dabei haben.“
Maria sah Anna an und überlegte. „Weißt du was, Anna? Ich denke, es wäre besser, wenn du gleich eine richtige Windel trägst. Damit bist du sicher und musst dir keine Sorgen mehr machen.“
Anna wurde blass. „Eine Windel? Aber... ich bin doch kein Baby mehr.“
„Das weiß ich, Liebes“, sagte Maria sanft. „Aber es geht darum, dass du dich sicher fühlst und den Tag genießen kannst, ohne Angst vor einem Missgeschick zu haben. Lass uns das einfach mal ausprobieren, okay?“
Maria fragte bei den anderen Gästen nach und fand schließlich einen Vater, der für seine 12-jährige Tochter vorsichtshalber eine Windel mitgebracht hatte. „Hier, die könnte passen“, sagte er und überreichte Maria die Windel.
Maria nahm Anna bei der Hand und führte sie in eine der Kabinen. „Ich helfe dir dabei, sie anzulegen“, sagte sie beruhigend. Anna fühlte sich furchtbar und die Tränen standen ihr wieder in den Augen. Doch Maria sprach ihr Mut zu und versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei.
„Sieh mal“, sagte Maria, als sie die Windel anlegte. „Sie passt perfekt. Und niemand wird etwas merken, versprochen. Du wirst sehen, es ist viel besser so.“
Anna fühlte sich immer noch schrecklich verlegen, aber die liebevolle Art von Maria half ihr, die Situation zu akzeptieren. „Okay“, sagte sie schließlich und wischte sich die Tränen ab. „Ich vertraue dir.“
Maria lächelte und strich ihr über die Haare. „Du bist ein tapferes Mädchen, Anna. Und jetzt gehen wir zurück und genießen den Rest des Tages.“
Gemeinsam verließen sie die Toiletten und schlossen sich den anderen Gästen wieder an. Anna spürte die Sicherheit der Windel und merkte, dass ihre Angst allmählich nachließ. Sie wusste, dass es noch ein langer Tag sein würde, aber mit der Unterstützung ihrer Familie und Freunde würde sie es schaffen.